47 mal die richtige Wahl getroffen – Zimmerer-Innung spricht Gesellen frei
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Sechs Einser-Abschlüsse bei der heimischen Zimmerer-Innung (ab Dritter von links): Christoph Fegg, Lukas Wiedemann, Jakob Perreiter, Dennis Böhmig, Simon Fegg und Louis Wolf erreichten jeweils in Theorie in Praxis die Note Eins. Obermeister Martin Kollmeier (rechts) sein Stellvertreter Martin Kendler und Prüfungsvorsitzender Ludwig Hartl (beide links) gratulierten.
Quelle: Andreas Wittenzellner
Festakt bei den heimischen Zimmerern: Die Zimmerer-Innung Traunstein-Berchtesgadener Land richtete am Freitagabend die Freisprechungsfeier für 47 erfolgreiche Gesellen aus, die alle ihre Prüfung mit Erfolg bestanden haben – sechs von ihnen sogar mit einem Notendurchschnitt von 1,5 oder besser. 12 Zimmerer-Lehrlinge haben dabei ihre Schulabschlussprüfung mit einem Schnitt unter 1,5 geschafft und wurden bereits mit einem Staatspreis der Bayerischen Staatsregierung ausgezeichnet. Jetzt wurden sie gemäß einer Jahrhunderte alten Handwerkstradition freigesprochen.
Innungs-Obermeister Martin Kollmeier zeigte sich überwältigt über die große Präsenz in dem bis auf den letzten Platz gefüllten Saal beim Oberwirt in Obing und bedankte sich insbesondere auch bei den Personen in Schule und Ausbildungsbetrieb und stellte die Bedeutung des Zimmererhandwerks heraus: „Unsern Beruf gibt es schon sehr lange, er ist ehrhaft und modern wie nie.“ Dies liege auch daran, dass Zimmerer mit einem der ältesten und gleichzeitig zukunftsfähigsten Baustoff Holz arbeiteten. „Holz wächst nach, riecht gut, speichert CO² und spendet Sauerstoff“ so Kollmeier. Alle 60 Sekunden würde in bayerischen Wäldern genug Holz für ein Holzhaus nachwachsen. Es sei im Grunde ganz einfach: „Unsere Arbeit schützt die Umwelt und schafft etwas G’scheites.“
In von der Künstlichen Intelligenz (KI) dominierten Zeit erwarte er nicht, dass den Zimmerern die Arbeit ausgehen werde: „Qualität, Handwerk und Menschlichkeit lassen sich nicht digitalisieren.“ Zimmerern stehe mit ihrem Wissen die ganze Welt offen, der Gesellenbrief sei ein echtes Qualitätszertifikat, der über die spätere Qualifikation zum Meister auch die Türen für einen eigenen Betrieb öffne. Gleichzeitig warb er dafür, in dem Handwerk zu bleiben und auch in der Region den Beruf auszuüben: „Wir bauen nicht nur Häuser – wir schaffen Heimat!“.
Sepp Huber, 1. Bürgermeister der Gemeinde Obing fühlte sich als gelernter Spengler mit dem Zimmerer nah „verwandt“ und gratulierte den Gesellen für die Wahl des Berufes. „Ihr habt einen super Beruf gewählt. Der Bauberuf ist ein Beruf mit Zukunft. Ihr könnt das, was ihr gemacht habt, ansehen – und ihr könnt es mit Stolz ansehen!“.
Dass sich die Mandatsträger der Bedeutung des Handwerks für die Region bewusst sind, wurde durch die Präsenz und Grußworte der beiden Landtagsabgeordneten Dr. Martin Brunnhuber und Michael Koller (beide FW) deutlich. Brunnhuber war bereits als früherer Berufsschulleiter des staatlichen Berufsschulzentrum Berchtesgadener Land mit den Themen des Handwerks bestens vertraut und brach humorvoll eine Lanze für das Zimmerer-Handwerk, bei dem man auch ganz praktisch die Menschen auf den Straßen unter sich ‚beobachten‘ könne: „Ein Beruf mit Ausblick – und diesen Ausblick wünsche ich euch!“.
Koller, der in jungen Jahren eine Schreinerausbildung gemacht hatte, betonte, dass „Lehrjahre keine Herrenjahre“ sind. Die dreijährige Lehrzeit erfordere Geduld und Lernbereitschaft für die „holzbegeisterten Erwachsenen“. Dass das Handwerk weiter Zukunft habe, machte er mit dem alten Spruch „Handwerk hat goldenen Boden“ deutlich. Sei es doch bereits heute zunehmend nicht ganz einfach, kurzfristig Handwerker zu finden. Sind die Auftragsbücher dort doch meist voll. „Bleibt eurem Weg treu, seid mutig und bleibt offen für neue Erfahrungen“ gab er den jungen Gesellen als Rat mit.
Christoph Fegg ist Innungssieger
Prüfungsvorsitzender Ludwig Hartl zeigte sich in seinen Ausführungen von der Handwerks- und einer Zimmererausbildung im Speziellen überzeugt: „Ihr habt eine der besten Lehrmethoden der Welt erhalten.“ Es liege nun an den jungen Gesellen das Erlernte in die Praxis umzusetzen und Verantwortung zu übernehmen. Gleichzeitig ermutigte er sie, ihr Wissen an die Kollegen weiterzugeben und Jugendliche für den Zimmererberuf zu begeistern. Er freute sich – nicht zuletzt vor dem Hintergrund von 47 erfolgreichen Gesellen – dass der Beruf des Zimmerers bei jungen Menschen Anerkennung finde. Er würdigte das Engagement der Eltern für ihre Kinder, die diese bei der Berufswahl unterstützt hätten und dankte den Lehrkräften und Ausbildern dafür, das Interesse der Berufsschüler mit neuen Ideen geweckt zu haben.
Der stellvertretende Kreishandwerksmeister Hans Angerer sagte an die Gesellen gewandt: „Ihr habt euch für einen tollen Beruf entschieden!“. Historisch unter anderem schon in der Bibel erwähnt sei er zugleich einer der innovativsten Bauberufe, in der traditionelle Handwerkstechniken aber auch die Digitalisierung gleichermaßen eingebunden seien. Die Freisprechung sei nun ein wichtiger beruflicher Meilenstein im Leben der jungen Handwerker.
In einer kurzen, aber feierlichen Zeremonie sprach er die Ex-Lehrlinge von den Pflichten ihres Lehrverhältnisses frei und hob sie feierlich in den Gesellenstand. Dem folgte ein langanhaltender Applaus der Anwesenden, die sich der Bedeutung des Schrittes bewusst waren.

Er ist der Innungssieger der heimischen Zimmerer-Innung: Christoph Fegg (Zweiter von links). Obermeister Martin Kollmeier (rechts) , Prüfungsvorsitzender Ludwig Hartl (links) und stellvertretender Obermeister Martin Kendler gratulierten.
Quelle: Andreas Wittenzellner
Im Nachgang konnten sich die Jung-Gesellen über ihren Gesellenbrief freuen – Ausdruck des Erlernten und ein Qualitätspapier das international Anerkennung und Wertschätzung genießt. 47 junge Zimmerer-Handwerker waren zur Prüfung angetreten, alle haben die Prüfung erfolgreich abgelegt. Mit einem Notendurchschnitt von 2,19 konnte sich das Gesamtergebnis sehen lassen. Sechs Prüflinge erreichten dabei in Theorie und Praxis jeweils die Bestnote Eins. Innungssieger ist Christoph Fegg vom Ausbildungsbetrieb Josef Pletzer in Bischofswiesen (Punktedurchschnitt 95,5). Lukas Wiedemann vom Ausbildungsbetrieb Franz Xaver Schweiger in Ainring (95,0), Jakob Perreiter von der Zimmerei Hartl in Palling vor Dennis Böhmig vom Ausbildungsbetrieb Josef Bachmayer in Bergen (92,5), Simon Fegg vom Ausbildungsbetrieb Resch in Bischofswiesen (92,5) und Louis Wolf vom Ausbildungsbetrieb Stadler in Kirchanschöring (92,0) brillierten ebenfalls mit Bestnoten beziehungsweise der Note Eins.
Text: Andreas Wittenzellner