40 Gesellen freigesprochen
Festabend für 40 Zimmerer-Gesellen: Sie wurden nach bestandener Gesellenprüfung nach einer Jahrhunderte alten Tradition von den Pflichten ihrer Lehrzeit freigesprochen und in den Gesellenstand gehoben. Viele von ihnen waren in bayerischer Tracht oder in der traditionellen Zimmerer-Kluft in den Festsaal nach Bergen gekommen. Familienangehörige, Vertreter und Ausbilder aus den Betrieben, den Berufsschulen und dem Bildungszentrum der Handwerkskammer feierten mit den jungen Zimmerern deren Höhepunkt im beruflichen Leben.
"Das ist für mich als Obermeister der schönste Termin im Jahr", sagte Martin Kollmeier von der Zimmerer-Innung Traunstein-Berchtesgadener Land. "Wir wollen Sie heute ehren. Durch Ihren Fleiß und Ihr Engagement können Sie voller Stolz ihren wohlverdienten Gesellenbrief oder ihre Urkunde zum Ausbaufacharbeiter entgegennehmen", betonte er. "Haben Sie Mut für neue Ideen und seien Sie stolze Zimmerer." Kollmeier wies darauf hin, dass Zimmerer gerade in Sachen Klimaschutz unverzichtbar seien. Das Land brauche wieder mehr Praktiker. "Ihr seid solche Praktiker – bleiben Sie dem Zimmererhandwerk noch lange treu!" Über den Meisterbrief oder ein Studium stünden ihnen attraktive Aufstiegs- und Weiterbildungsmöglichkeiten offen.
Prüfungsvorsitzender Ludwig Hartl betonte, dass mit dem Erreichen des Gesellenstatus auch die Verantwortung wachse: "Ab jetzt heißt es, Verantwortung im Betrieb übernehmen und den Beruf des Zimmerers vertreten." Die hohe Anzahl der Gesellen zeige, dass der Beruf bei der Jugend Anerkennung finde.
"Abwechslungsreich bis in den letzten Winkel"
Oberstudiendirektor Wolfgang Kurfer sagte über das Zimmererhandwerk: "Abwechslungsreich bis in den letzten Winkel." Das treffe auch auf die Lehr- und Schulzeit der Zimmerer-Lehrlinge zu, die unter anderem von den Belastungen der Corona-Pandemie geprägt war. "Die Zeit der Pandemie hat euch gelehrt, flexibel und fortschrittlich zu lernen und neue, kurzfristige Herausforderungen erfolgreich zu bewältigen." Der Schulleiter betonte, dass das Zimmerer-Handwerk mit zu den ältesten Berufen im Handwerk gehöre und auf eine lange Tradition zurückblicken könne. Gleichwohl befinde es sich in einem technischen Wandel und werde sich weiter verändern. Energiesparendes Bauen, Sanieren und Renovieren, der Einsatz von nachhaltigen Rohstoffen und modernsten Maschinen erforderten stetige Weiterbildungen der Fachkräfte. Im Rahmen der erfolgreichen dualen Ausbildung hätten Berufsschule, Innungen und die Ausbildungsbetrieben sehr gut zusammengewirkt.
Matthias Pfeilschifter von der Förderberufsschule der Jugendsiedlung Traunreut gratulierte ebenfalls: "Ihr habt es geschafft!" Den Beruf des Zimmerers hätten die jungen Leute nicht aus einer Laune heraus erlernt. Er setze unter anderem die Liebe zum Werkstoff Holz voraus, sei auch körperlich anspruchsvoll und mit vielen weiteren Herausforderungen verbunden. Die jungen Gesellen hätten sich in ihrem Wunschberuf "durchgebissen." Früher seien die frisch gebackenen Gesellen auf die Walz gegangen, heute würden die jungen Fachkräfte weitestgehend ihren Betrieben treu bleiben. "Ihr habt mit Eurem Abschluss bewiesen, dass ihr qualifizierte Fachkräfte seid!"
"Macht Eurem Handwerk stets Ehre"
"Ihr Können, ihr Durchhaltevermögen und ihr Fleiß verdienen große Anerkennung", betonte Kreishandwerksmeister Gerhard Kotter. Er bedankte sich bei allen, die die erfolgreichen Gesellen begleitet haben und nannte hier die Familienangehörigen, Ausbilder, Lehrer und die Mitglieder des Prüfungsausschusses. Der Kreishandwerksmeister führte nach seiner Rede die Freisprechungs-Zeremonie durch: Eine kurze "Formel" sorgte dafür, dass aus den Lehrlingen Gesellen wurden. Die Anwesenden quittierten die Freisprechung mit lang anhaltendem Applaus.
Nicht ohne Stolz kamen hinterher die jungen Zimmerer auf die Bühne, um sich ihren Gesellenbrief abzuholen. 42 Gesellen waren zur Sommer- und Winterprüfung angetreten, 40 haben diese erfolgreich abgelegt. Der Notendurchschnitt aus Theorie und Praxis lag bei 2,8. Prüfungsbester der Sommerprüfung ist Tobias Heigenhauser vom Ausbildungsbetrieb Weiß Holzbau in Staudach mit einem Notenschnitt von 1,3 und in der Winterprüfung Christian Künzner vom Ausbildungsbetrieb Ludwig Hartl in Palling mit einem Schnitt von 2,0. Auch ein erfolgreicher Ausbaufacharbeiter konnte sich über die bestandene Prüfung freuen. Für die musikalische Stimmung sorgte die Fuschbach-Musi.− awi